Friedrich Dürrenmatt Guest Professorship

Friedrich Dürrenmatt Guest Professorship

Gaea Schoeters

© Annelies Van Parys

Eine Frage der Form

Die belgische Autorin und Librettistin Gaea Schoeters lehrt im Frühjahrssemester 2025 als 22. «Friedrich Dürrenmatt Gastprofessorin für Weltliteratur» an der Universität Bern. Ihr wöchentliches Seminar widmet sie der Frage, wie Inhalt und Form der Literatur politisch zusammenhängen und wie klassische Kunstwerke neue Ideen vermitteln. Eine wichtige Rolle soll die moderne Oper spielen.


Form als Protest

Gaea Schoeters, geboren 1976 in Sint-Niklaas bei Antwerpen, hat neben Romanen bereits zahlreiche Theaterstücke, Opernlibretti und ein bebildertes Kinderbuch veröffentlicht. Nicht nur thematisch hinterfragt sie gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern auch ihre Formen sind politisch. Die Frage, inwiefern klassische Gattungen und kanonische Kunstwerke zeitgenössische Inhalte vermitteln können, treibt Schoeters in ihrem Schreiben an. So behandelt die Kurzoper Rosalind die Geschichte der Wissenschaftlerin Rosalind Franklin, die als erste die Doppelhelix-Struktur der DNA auf Fotografien festhielt und von der Nachwelt vergessen wurde. In Anlehnung an Adriano Banchieris Vokalwerk Barca di Venetia per Padova (1605) hat sie das Kammerspiel Notwehr verfasst, die Geschichte zweier inhaftierter Aktivistinnen. Für ihren kreativen Umgang mit der Sprache wurde sie 2012 mit dem Grossen Jan-Wauters-Preis ausgezeichnet.

Ihr 2020 veröffentlichter und 2024 ins Deutsche übersetzter Roman Trophäe erzählt die Geschichte eines Grosswildjägers, der selbst zum Gejagten wird. Sie beleuchtet provokativ die dunklen Flecken eines eurozentrischen Weltbildes und einer exotisierenden Wahrnehmung Afrikas. In ihrer Kritik an der Praxis der Grosswildjagd fragt sie, wie wir mit unserer kolonialen Vergangenheit umgehen können.

 

Interdisziplinär und feministisch

Schoeters führt die Literatur mit anderen Kunstformen zusammen, etwa mit Musik oder mit Illustrationen. Formale Experimente sind für sie kein ästhetischer Selbstzweck, sondern ein Ausdruck von sozialem Engagement. Als Gastgeberin der Dead Ladies Show stellt die vielseitige Künstlerin vergessene Frauen der Kunst- und Weltgeschichte in den Mittelpunkt. Mit dem feministischen Autorinnenkollektiv FixDit setzt sie sich für Gleichberechtigung im Literatur­betrieb ein.

 

Klassische Formen, neue Ideen

In ihrem wöchentlichen Seminar an der Universität Bern geht Schoeters der Frage nach, inwiefern die Literatur noch unsere Wirklichkeit abbildet. Welche Rolle spielt dabei die jeweilige Form, zum Beispiel das Theater, die Oper oder der Roman? Wie können alte Formate neue Ideen vermitteln? Was sagen uns kanonische Texte heute? Wie verstehen wir ihre historischen und sozialen Hintergründe? Wie verändern sich in der Literatur die Geschlechterrollen? Welche Bereiche der Wirklichkeit werden in den Künsten nach wie vor übersehen?

 

Auftakt in der Burgerbibliothek

Die öffentliche Auftaktveranstaltung mit Gaea Schoeters findet am 24. Feburar um 18.30 Uhr im Hallersaal der Burgerbibliothek in Bern statt. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Seminar: «Form und Engagement in Literatur und Oper im 20. und 21. Jahrhundert»

Gaea Schoeters, Author, Belgium

Dates: Tuesdays, starting Feb 25
Time: 12.15AM – 2.00PM
Place: Unitobler, Lerchenweg 36, F-122

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Auftakt-Veranstaltung: Ethische Gedankenexperimente in der Literatur

Gaea Schoeters, Schriftstellerin, Belgien

Datum: 25.02.2025, 18:30 – 20:00 Uhr
Ort: Burgerbibliothek Bern, Münstergasse 63

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